Wenn einer eine Reise tut...

Bericht einer "Dienstreise"

Mit etwas Verspätung eingetroffen: Das persönliche Tagebuch der DHB-Damen aus Chile

Stichwortverzeichnis Chile: Von A wie Aldo bis Z wie (Z)Sirtaki

Aldo - Holaaa? ... siii! Kleinwüchsiger, deutschsprechender, unglaublich mitteilsamer Busfahrer, der aussieht wie Danny deVito, sich jedes mal am Handy gleich meldete und das ´Hola´ wie kein anderer betonte. Schmaler Grad zwischen herzlich und zu herzlich.
Anden – zweithöchstes und längstes Gebirge der Welt, schneebedeckt, spektakuläre Hintergrundkulisse am Hockeyplatz.
Bildung im Bus – dank Merian und Langenscheidt sind wir nicht nur zum Hockeyspielen in fremden Ländern, sondern erweitern während der Busfahrten zum Training auch unseren kulturellen und sprachlichen Horizont.
Chirimoya, lustige – Frucht, gibt es nur in Chile und auch nur für kurze Zeit, mit Orangensaft. Ist sie noch nicht reif, wickelt man sie für zwei Tage in Zeitungspapier ein, bis sie weich wird. Erreger einer Magen-Darm-Infektion?!
Deutsche in Chile – es sind nicht alles Nazis! Der erste war Barthel Blümlein, ihm folgten die Kaufleute (u.a. Christian Buddenbrook), ... , 250 Schwaben scheiterten (schönen Gruß an Birgit), ... , Reichsdeutsche, Juden (u.a. Emanuel Keller, besonderes Kennzeichen: extremes Ballgefühl) und eben auch die Nazideutschen.
Deutscher Klub – mehr als ein Klub im herkömmlichen Sinne, sehr reich, traumhaft schön, beeindruckendes Anwesen. Nur für deutschstämmige und/oder –sprachige und deren Angehörige. Sehr gastfreundlich, besonders zu uns Deutschen.
Flagge, chilenische – rot für das in den Kriegen geflossene Blut, blau für den Himmel, weiß für die schneebedeckten Anden und der Stern für die Einheit der Nation.
Fleisch – täglich drei mal, und wir sind noch nicht in Argentinien angelangt! Zu jeder Mahlzeit Korianderkraut, das sich in Deutschland nicht durchsetzen wird, ungenießbar, gewöhnungsbedürftig, streng, aufdringlich, durchschlagend, wie ranziges Fett (oder war das gar nicht das Korianderkraut?).
Meer, Strand – und das mitten im Oktober, in Chile ist es möglich. Allerdings noch eiskaltes Wasser. Bedingungen wie auf Sylt im Sommer.
Neruda, Pablo – Dichter, Nationalheld, Nobelpreisträger, am Ende kannte ihn auch von uns jeder, einige haben sich sogar an ihm versucht. Ninni – Janina Totzke, O-Ton Heiki: „Die ist so süß, das ist ja schon zu süß!“ Küken, fremdländische Türschlösser liegen ihr nicht, was besonders in geschlossenen Toilettenkabinen zu einem Problem werden kann. Bestellt statt belegter Brötchen (boca dillo) lieber belegte Männer (boca chico), also wirklich ...!Ist ganz knuffig und spielt auch gut. Unsere Jüngste, war in unserem 6er Apartment für Schlüssel, Tagesplan, Zwischenmahlzeit, u.s.w. zuständig.
Pisco sour - Traubenschnaps mit Puderzucker, Zitrone und aufgeschäumtem Eiweiß abgemildert. Das chilenische Nationalgetränk, mit Vorsicht und nach dem Spiel nicht in Kombination mit Sonne zu genießen. Erreger einer Magen-Darm-Infektion Nr. 2 ?!
Sonnenterrasse – Hoteldach, fast 24 Stunden Sonne am Tag, kein Schatten, von einigen Spielern als favorisierter Ort der Mittagsruhe auserkoren.
Valparaiso – Hafenstadt, Chiles Tor zur Welt, sieht aus wie Hamburg (Kommentar von Aldo, der allerdings noch nie in Hamburg war), Häuser an Hänge gebaut, Fahrstühle aus dem 19. Jahrhundert fahren die Hänge hoch und runter. Verkehr – keine deutsche Ordnung, keine offensichtlichen Regeln aber unglaubliche Übersicht der Fahrer.
(Z)Sirtaki – von Louisa kreierter Torwarttanz, der eher der B-Note als der Ballabwehr dient.
 

Britti, Louisa, Conny, Ninni, Anneke und Nina


P.S.: Hockey: wir sind noch in der Vorbereitung, Frühform nicht vorhanden.


Mendoza

Pünktlich nach südamerikanischer Uhr – nämlich mindestens eine Stunde später – brachen wir auf über die Anden Richtung Mendoza. Einige (die ersten Drei) konnten die schöne Landschaft –schneebedeckte Berge, Serpentinen, Skifahrer, Thermalbäder im Berg und den höchsten Berg Südamerikas, den Aconcagua (6.975 m) nicht genießen, weil sie die ersten Magen-Darm-Erkrankten waren. Von da an erübrigte sich die Frage nach der Aufstellung, da die Teilnahme am Frühstück schon ausreichte, um sich für das Spiel zu qualifizieren. Nur eine handvoll Spielerinnen konnte der „Epidemie“ standhalten. Anneke und Markus lieferten sich ein heisses „Rennen“ um die Brechkrone.... Nach erneute südamerikanischer Pünktlichkeit kamen wir nicht dazu, den Platz vor dem Spiel zu testen, was sich später aber als glücklich erwies, denn so konnten weitere mögliche Ausfälle vermieden werden (schlechtester Platz, den wir je bespielt haben). Mit diesem Spiel in Mendoza begann endlich die 4er Serie gegen den argentinischen A-Kader. Die Teamleistung war trotz des 0 : 2 auf dem holprigen Platz ordentlich. Noch mehr als der Platz setzte uns die handgenagelte Holztribünenkonstruktion in Erstaunen. Ein Glück, dass unsere erkrankten Spielerinnen und Betreuer das Spiel auch von Hotelbett aus im Fernsehen verfolgen konnten. Als Kontrastprogramm zu den anderen/vorherigen Einladungen zum Essen gingen wir zusammen mit den Argentinierinnen in einer Shopping-Mall essen. Während diese von Autogrammjägern belagert wurden, nutzen wir die günstigen Preise zum Power-shoppen. Opfer des Kaufrausches wurde Taschi (zwei verschieden große Schuhe eingepackt!) und Peter (na, wo ist jetzt der Reisepass??). Das Kapitel Mendoza endete wie es begann......südamerikanische Uhren ticken halt anders!

Hasta manana Franziska Gude, Birgit Beyer, Silke Müller, Julia Boie, Natascha Keller, Gylla Rau


Tucumán...

... ist immer eine Reise wert Nach unserem Stop in Mendoza ging es mit dem Flieger weiter, die Anden entlang nach Tucumán. Alle kranken „grünen Männchen“ standen wieder aufrecht und die Mannschaft hatte gemeinsam den Virus besiegt. Leider überlebten nur Wenige ohne Schwächung die Zeit, aber das sollte für unser 2. Spiel gegen Argentinien und das Vorhaben, den Weltranglisten-Ersten zu besiegen, kein Hindernis sein. Die uns etwas ärmlich erscheinende Universitätsstadt und das Garden Park Hotel waren den meisten des Teams aus dem letzten Jahr bekannt. Vor allem das vorzügliche Hotelfrühstück und das knappverlorene Spiel waren uns in guter Erinnerung geblieben. Mittags ging es zu leckerem Essen in nahegelegene kleine Restaurants, in denen wir wie Berühmtheiten verwöhnt wurden. Man erkannte uns sogar einfach so auf der Strasse und das ganz in zivilgekleidet, ohne einen Deutschlandschriftzug auf dem Rücken. Endlich hatten wir mal mehr von der Stadt gesehen, als nur die direkte Umgebung des Hotels und den Hockeyplatz.

Direkt beim ersten Essen im „Cafe 25“ wurden wir mit Fisch statt Fleisch überrascht. Unglaublich, unsere Zähne hatten sich schon so an zweimal täglich Fleisch pur gewöhnt. einfach lecker!! Gut gestärkt für´s Spiel waren wir also schon einmal.

Auf der Hockeyanlage erwarteten uns mehr Tribünenplätze als im Jahr zuvor. Diesmal sollte kein Zuschauer draußen bleiben müssen. Die etwas rostigen Stahltribünen wurden morgens, während unseres Trainings, noch repariert und zusammen geschweißt. Trotz aller Mühen sicherlich keinen deutschen Vorschriften entsprechend, aber das scheint hier keinen zu stören.

Am Abend füllten sich die Ränge wie vorausgesagt mit vielen begeisterten Menschen. Vor allem Kinder füllten die Plätze, trotz der späten Anspielzeit um 21:15 Uhr. Tucumán zeigte sich trotz des sandverfüllten und welligen Platzes mal wieder als gutes Pflaster für die deutsche Mannschaft. Live im Fernsehen und vor 4000 jubelnden Zuschauern gewannen wir, für die Argentinierinnen sicherlich überraschend. 2:1 , was uns nach dem Spiel einen Pokal und 2 Magnum Champangerflaschen einbrachte, die Heiki L. und Marion R. ganz nach Art von Michael Schumacher zu öffnen wußten.

Zur Geisterstunde ging es zusammen mit unseren Gegnerinnen in ein mexikanisches Restaurant. Kaum gegessen, vermischte sich die runde und kaum einer sprach noch vom Spiel. Zu Livemusik wurde gemeinsam getanzt und gesungen, geklatscht. Das Sängerpärchen der Band, das uns doch sehr an Albano und Romina Power in jungen Jahren erinnerte, animierte einige von uns bis 3 Uhr den Abend zu geniessen . Das hatten wir uns auf jeden Fall verdient nach über 14 Tagen intensivem Hockey. Jetzt standen nur noch die beiden letzten Spiele in Buenos Aires aus. Fazit: Tucumán ist und bleibt aus mehreren Gründen eine Reise wert. Die tolle Landschaft, das mitreissende Publikum (inkl, Security Service) mit seinen unerschöpflichen Autogramm- und Fotowünschen und unsere immer wiederkehrende gute Leistung, trotz des sehr gewöhnungsbedürftigen Platzes.

Vielleicht sollte man überlegen, die WM von Perth nach Tucumán zu verlegen oder wir nehmen unsere gute Mannschaftsleistung mit nach Australien.


Tina Bachmann & Denise Klecker


Buenos Aires

Letzte Station unsere Südamerikareise war Buenos Aires. Von der Stadt und ihren 15 Mio. Einwohnern konnten wir leider nicht viel sehen, weil die Wolkendecke so tief hing, dass alle in die Knie gehen mussten; bis auf Melle, Franzi und Nini, die eh alles aus der Froschperspektive sehen. Nach der Ankunft ga-ga-ga-gab´s mal wieder Huhn mit ohne alles, woraufhin Nini eine spitze Nase bekommen hat. Das Huhn verleiht Flügel, was wir in der Videobesprechung an Taschi sehen konnten. Dort wurde uns erst mal vor Augen geführt, dass sich Taschi sowohl mit als auch ohne Ball fortbewegen kann.

Im folgenden Spiel gegen Argentinien wollte Birgit in ihren Tanzkünsten der Louisa in nichts nachstehen. Nachdem diese bereits in Chile ihre Sirtaki-Schritte dadurch unter Beweis stellte, dass sie bei einem Rückhandschuss ihre Beine nicht mehr koordinieren konnte, machte Birgit ihre Sache in Buenos Aires auch nicht schlecht. 68 Minuten parierte sie grandios, doch dann lief auf ihrem Discman die Melodie des grossen Alexis Sorbas – der legendäre Oskar-Preisträger Anthony Quinn spielte in der Verfilmung immerhin die Hauptrolle. Da konnte auch sie das Ding nicht mehr halten: 0:1-Endstand.

Zur Feier des 100jährigen Bestehens des Clubs Atletico San Isidro gab es am selben Abend, wie nicht anders zu erwarten, ein grandioses Festmahl: Reispampe in drei verschiedenen Variationen: herrrrrlich!!!!

Das letzte Spiel bestritten wir endlich mal wieder auf Wasser, auf etwas zu viel Wasser. Melli kam in diesem Spiel gleich zweimal gross raus: ihre erste Vorlage brachte uns die Führung, ihre zweite verhalf den Argentinierinnen zum Ausgleich. Nach einem offenen Schlagabtausch und müden Beinen auf beiden Seiten konnten die Argentinierinnen in letzter Sekunde die Partie mit 3 : 2 für sich entscheiden.

Das letzte gemeinsame Essen fand in gemütlicher Atmosphäre in einer Disco statt. Auf Empfehlung der Chicas wechselten wir jedoch die Örtlichkeit und tanzen bei super 80er Jahremusik in den nächsten Morgen hinein. Schon wenige Stunden später klingelte der Wecker: packen, frühstücken und Abschlussbesprechung.

Diese bleibt wohl den Anwesenden zum einen wegen der Nominierung, insbesondere jedoch wegen Gyllas ergreifender Worte in Erinnerung, die einigen von uns die Tränen in die Augen trieben.

Liebe Gylla, liebe Conny, ihr gehört wie alle anderen zu uns und wir hoffen, dass ihr bald wieder dabei sein werdet.
 

Fanny Rinne, Badri Latif, Marion Rodewald, Nadine Ernsting-Krienke, Melanie Cremer, Heike Lätzsch

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Spielberichte
5-Nationen-Turnier
5.10. CHI - GER 0:5
06.10. ARG - GER 1:1
08.10. TRI - GER 0:10
09.10. GER - URU 6:2
12.10. GER - ARG 0:3


Best of Four
14.10. ARG - GER 2:0
17.10. ARG - GER 1:2
19.10. ARG - GER 1:0
20.10. ARG - GER 3:2


Interview mit Franziska Gude

Tagebuch: Impressionen



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