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Reise-Tagebuch

Anreise 1./2. April

Vom Sonnenschein ins Regenloch, oder war es nur der Monsunregen, der uns am Flughafen in Empfang genommen hat? Nicht nur der erste Wettereindruck beunruhigte uns, sondern auch die nicht vorhandenen Verkehrsregeln. Stopschilder, die niemand interessieren – „der Stärkere gewinnt“ –, Bahnschranken, die per Hand zugezogen werden, aber auch das letzte Schlupfloch wird noch ausgenutzt, um zwei Sekunden später im Superstau zu stehen.
Da kann die Devise, um Herzinfarkte zu vermeiden, nur lauten: Blick nach vorne!
Shanghais Hochhäuser konnten wir noch nicht bewundern, da wir zu weit außerhalb wohnen, aber das Panoramabild am Platz beweist, dass es hier toll sein muss und das Wetter gut sein kann. Es gab an diesem Tag schon viele Überraschungen, was würde uns wohl beim offiziellen Diner noch erwarten?
Die chinesische Gastfreundschaft war überwältigend, ebenso die Menge der dargereichten Gerichte. Beginnend mit sieben Vorspeisen, die nach anfänglichem Zögern, a la Flaschendrehen mit Hilfe der gläsernen Drehscheibe zugeteilt wurden. Es fing das muntere Raten an, Qualle oder Schweinefleisch, eingetauchtes Brot oder Schwämme mit Pilzen, Schlange, Nudeln oder Aal?
Während bei diesen Gerichten nur die Mutigen zugegriffen haben (frei nach dem Motto: was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß), war auch für die übrigen bei den restlichen neun Hauptspeisen das Richtige dabei. Muscheln, Krabben, Huhn oder Wachteln. "Nur" drei verschiedene Nachspeisen, leider ohne gebackene Banane, rundeten das Essen ab.
Nach der Völlerei fielen bei den meisten schon gegen 21.00 Uhr die Augen zu. Und morgen geht’s weiter.
Melanie Cremer, Birgit Beyer, Conny Reiter

3. April

So wie wir den gestrigen Abend beendet haben, ging es heute mit einem interessanten Frühstück weiter: angefangen mit gesalzenen Erdnüssen, süßen Brötchen, Ingwerhäufchen in Kokos, gewälzt über Reissuppe, bis hin zu Teigbällchen gefüllt mit Fleisch und Knoblauch. Völlig überrascht waren die chinesischen Kellner vom Kaffeeverbrauch der Deutschen. Als der Vorrat erschöpft war, musste einer loslaufen, um neuen Kaffee zu kaufen.
Ähnlich verblüfft waren sie über unsere Eigenart, Milch in den Tee zu geben. Insgesamt werden die Chinesen von unserem ganzen Verhalten sichtlich erheitert, denn nur schwer können sie sich so manches Mal das Lachen verkneifen. Generell leiden wir hier unter Zeitknappheit, so dass es sehr gelegen kam, dass Marli die Eckenvideobesprechung mit einem kühnen Sprung Richtung Hauptstromschalter ausknipste. Den Beamer extra wieder hoch zu fahren hätte zu viel Zeit gekostet....
Eigentlich glaubt man, dass Dehnen ein angenehmer und entspannender Ausklang nach einem anstrengenden Spiel ist, aber nicht bei unserem Physio Sigi! Die Schmerzensschreie waren nicht zu überhören. Dank Sigi und Jojo werden wir hoffentlich morgen in einen erfolgreicheren Tag starten.
Luisa Walter, Fanny Rinne, Anneke Böhmert

4. April

Durch Sigis mehr oder weniger sanftes Wecken starteten wir in den Tag, gaben uns die Hände und sagten uns gegenüber und überkreuz "Guten Morgen". Beim Frühstück blieben die heißersehnten Dampfnudeln aus. Dafür erheiterte uns Carola mit einem auf dem Tisch aufgeschlagenen rohen Ei, um uns danach aufzuklären, dass es sich nicht um hartgekochte Eier handelt.
Nach dem Frühstück hetzten wir, schon fertig umgezogen fürs Training, zur Videobesprechung. Dort sahen wir die ersten zehn Minuten des ersten Spiels in unbearbeiteter Form, da die nächtlichen Schneideversuche trotz intensiver Internet- und Telefonkonferenz mit Deutschland fehlschlugen. Am Hockeyplatz angekommen, beeindruckten uns die rasenden, einsatzbereiten Feuerwehrmänner, die ihre Schläuche neben dem Platz ausrollten. Wir sagen nur: Wasser marsch!
Ein Schwerpunkt der folgenden Trainingseinheit lag insbesondere bei den Ecken, in der Hoffnung, im heutigen Spiel mehr als nur eine Ecke zu bekommen. Vom Training zum – wie gewohnt – sehr guten Mittagessen, einziger Schönheitsfehler: Wurm mit Eiern in der Erbsenschote, nicht wahr, Jolle?
Unser Fazit zum zweiten Spiel gegen die "Korries" (laut Trainergespann) am Nachmittag: die schweren Beine wurden nicht leichter und mehr als eine Ecke sprang auch dieses Mal nicht raus. Eine Frage bleibt jedoch noch offen: was wollte Nadine eigentlich mit der Wasserflasche statt des Hockeyschlägers auf dem Spielfeld?
In der abendlichen Mannschaftsbesprechung wurde der "Erklärungsnotstand" seitens des Trainer- und Betreuerstabs zum Thema gemacht. Besonders interessant waren Kluthis Ausführungen zum Sinn und Zweck der Kladde. Bei Fragen bitte direkt an Kluthi wenden.
Badri Latif, Marion Rodewald, Nina Kramer (special guest Heiki)

5. April

Nachdem uns Peter am Vortag noch eindringlich über das wichtige taktische Mittel des „Abräumens“ aufgeklärt hatte, setzten Sonja und Katrin dieses gleich beim Mittagessen tatkräftig um, in dem sie – mit einem versehentlichen Tritt gegen das durch wallende samtrote Tischdecken verdeckte Klapptischbein – sämtliche Obstschalen zu Boden beförderten....
Mit vollgeschlagenen Bäuchen (das Essen ist hervorragend) machten wir uns auf den Weg nach Shanghai City. Wir landeten im typischen Touri-Centrum von Shanghai am YuYuang Park, wo wir uns mit Souvenirs eindecken konnten und auch gleich die neu eingetroffenen Touristen aus der Hockeyszene begrüßen konnten.
Weiter ging’s mit dem Bus einmal auf die andere Seite des Flusses Huangpu Jiang und hoch auf den Jin Mao Tower. Dazu schlichen wir uns quasi unbemerkt mit der gesammelten Truppe an der Rezeption des Grand Hyatts vorbei - Werner mit seiner Hand einer Gruppe von Chinesen hinterher winkend mit den Worten: "Ich gehöre auch zu denen!" - um einen Blick auf das diesige Shanghai aus dem 54. von insgesamt 88 Stockwerken zu erhaschen.
Um letztendlich wieder auf die andere Seite zu kommen, machten wir im Space-Tunnel (dank seiner Spezialeffekte auch LSD-Tunnel genannt) einen 600 Meter langen Ausflug in die eigene Welt der Sinne. Ein beeindruckender Ausblick über das Wasser auf Boomtown - die legendäre Skyline von Shangai - sollte einer der letzten Stops sein, bevor es durch die kilometerlange Fußgängerzone (Las Vegas lässt grüßen) in Richtung Snack Paradise ging, einer Essmeile mit chinesichen Spezialitäten, an der man im wahrsten Sinne des Wortes, „die Qual der Wahl“ hatte. Entgegen aller Vorurteile (Hunde oder Katze?!) war es wieder für jeden eine Gaumenfreude.
Wieder an der frischen Luft, retteten wir uns gerade noch vor dem Platzregen in den Bus und kamen völlig erschlagen im Hotel an - beeindruckt von der riesigen Stadt und ihrer gigantischen Architektur.
Annika Küfer, Julia Boie, Silke Müller

6. April

Ein ganz normaler Wettkampftag?
Nachdem wir uns bereits gestern Abend auf das heutige WM-Finale vorbereitet hatten, gingen wir heute die Sache strikt nach Plan an. Wir begannen um 7:30 Uhr mit der allmorgendlichen Wake-up Gymnastik und ließen dabei die ersten Schweißperlen des Tages unseren Körper entlang rinnen.
Das Frühstück bietet für jeden etwas und auch nun an den letzten Tagen wagen sich einige Nachzügler an Speisen, die von mutigen Vorkostern für gut geheißen wurden. Nachdem Katrin es tags zuvor geschafft hatte, dem Büffettisch ein Bein zu stellen, wurden Vorsichtsmassnahmen getroffen. Die von uns allseits so beliebte Stolperfalle "Tischsaumborde" hatte in nächtlicher Tätigkeit irgendein fleißiges chinesisches Schneiderlein auf eine ungefährliche Länge gekürzt.
Anschließend trafen wir uns in der Coachsuite zum Teamtalking, zu einer vom Trainer vorbereiteten Präsentation in alarmierenden Deutschlandfarben...
...und wer zu spät , den straft der Trainer – „stimmt's Kluthi“?
Die drei Schlagsätze rammten sich in unsere Köpfe: „Wir holen ab. Wir greifen ab. Wir ziehen breit auf. Wir ziehen tief auf“; und das waren sehr gute Voraussetzungen um die Chinesinnen endlich einmal abzuziehen. Eigentlich war die Zeit reif und das bisschen MEHR an Disziplin und Ordnung tat uns sichtlich gut.
Resümee des Tages: Der Mannschaftsgeist ist bereits derart gewachsen, dass schon Trainer mit Spielerinnen die PUMA-Schuhe tauschen.....
.....und das ist gut so!
Nadine Ernsting-Krienke, Heike Lätzsch, Katrin Eidinger

7. April

Letzter Tag in Shanghai – leider oder auch zum Glück.

 

Pro: kein Wölkchen am Himmel
Contra: blau ist der Himmel trotzdem nicht (akuter Smog)
Pro: viele Abschieds-/Erinnerungsfotos von und mit Personal
Pro: Das Hotel hat sich endgültig auf europäischen Klopapierverbrauch eingestellt
Contra: Jetzt bringt´s uns nichts mehr
Pro: Alle waren noch da
Contra: Heiki war schon weg
Pro: Das chinesische essen ist famos wie jeden Tag 1 Kugel Hägen Dazs
Contra: Eis ist doppelt so teuer wie 2 Hauptgerichte (oder ist das Ein“ Pro?“)
Pro: Jojo findet endlich nach geraumer Zeit „La Boum“ auf DVD
Contra: Leider auf französisch mit chinesischem Untertitel
Highlight des Tages: Kino in Peters Wohnzimmer-Suite mit Massage, Knispelkram und Wasser.
Film: Ice Age
Dank an Jojo
Franziska Gude, Britta von Livonius, Sonja Lehmann

4. April

8. April

Der Abreisetag
Der letzte Tag eines Lehrganges hat für gewöhnlich schon eine gewisse Heimweh-Stimmung, vor allem, wenn er nur aus der Heimreise besteht. Schon morgens am Frühstückstisch wurde über die heimischen Leckereien philosophiert, wie gute italienische Nudeln zum Abendessen, frisches Vollkornbrot zum Frühstück, ein gutes Müsli etc. Unserer Phantasie ist dabei keine Grenzen gesetzt.
Pünktlich waren die Zimmer geräumt, und alle standen startklar in der Eingangshalle des Hotels, nur der Bus hatte etwas Verspätung. 20 Striche hätte er eigentlich für das Zuspätkommen in unsere Mannschaftskasse zahlen müssen, aber leider zählt er ja nicht zum Team.
Marlie (Marion Rodewald) sammelte in ihrer Funktion als Kassenwartin in der Zwischenzeit fleißig die angesammelten Striche jedes Mannschaftsmitgliedes ein. Denise durfte endlich ihr „number cruncher“-T-Shirt an Loulou (Louisa Walter) abtreten, denn auf dieser Maßnahme war sie am Ende die, die „bankrupt“ war, dank der meisten erworbenen Striche.
Mit etwas Verspätung, aber noch „full in time“ kamen wir – nach unserer letzten aufregenden Busfahrt in China – am Flughafen an und konnten endlich einchecken, die letzen Mitbringsel kaufen und so die restlichen Geldmünzen los werden.
Fast pünktlich hoben wir ab und machten uns auf den über elfstündigen Rückflug nach Paris. Die Zeit des Fluges wurde genutzt, um zu plaudern, sich Geschichten zu erzählen und organisatorische Dinge zu regeln. Manch einer schlief noch ein bisschen, um sich die Zeit zu verkürzen, schaute einen der angebotenen Filme oder begab sich in die Welt der Spiele, wenn er sich nicht gerade in ein spannendes Buch vertieft hatte oder lernen musste.
Mit Essen und Getränken wurden wir bestens versorgt und so eine Bordküche kann auch ganz leicht zu einem SB-Restaurant werden, in dem neue Stewardessen arbeiten, die dann Namen haben wie Frau Latif, Frau von Livonius, Frau Böhmert usw. Viola Klein unsere echte Stewardess im Team hätte ihren Job kaum besser erledigen können, wenn sie bei der China-Reise dabei gewesen wäre.
Gegen 17 Uhr waren wir dann endlich in Paris und damit der Heimat ganz nah, das war auch an unserer Stimmung zu merken. Es konnte uns kaum schnell genug gehen, zu unserem Anschlussflug zu kommen. Wurde heute morgen in Shanghai noch von „Heimbeamen“ gesprochen, so zählte jetzt jeder nur noch die Minuten, um an seinem Heimatflughafen zu landen.
Endlich zu Hause angekommen, hat sich ein jeder erst einmal auf seine eigenen vier Wände gefreut und eine erste deutsche Mahlzeit, obwohl das chinesische Essen für jeden Geschmack etwas zu bieten hatte und echt lecker war. Die Wäsche wurde ausgepackt, an der noch das schwüle Klima zu fühlen war und die Mitbringsel erinnerten noch intensiv an die letzten acht Tage.
Glücklich wird ein jeder von uns wohl eingeschlafen sein, in den Armen seiner Lebenspartner oder gut geborgen von seinem eigenem Bett, seiner eigenen Bettdecke. Ein gutes Gefühl wieder zu Hause zu sein und vielleicht hat ja manch einer noch in seinen Träumen an Shanghai zurückgedacht und daran was wir alles erlebt haben.
Bald geht es ja wieder auf Tour mit dem Team und dann nach Japan. Wir freuen uns schon heute auf die spannenden und lustigen Abenteuer, die wir neben den Hockeyspielen erleben werden und darauf, in unserem Reisetagebuch Ihnen davon berichten zu können.
Ganz fertig ist unser Bericht an dieser Stelle allerdings nicht, wir wollen eines nicht vergessen und das ist, davon zu schreiben, dass wir trotz der nicht positiven Spielergebnisse einen Schritt mehr in Richtung WM gemacht haben. Unser Team ist ein Schritt mehr zusammen gerückt und vor allem das Betreuerteam hat gezeigt, dass es genauso intensiv an dem Ziel arbeitet wie wir.
Carola Meyer unsere Managerin hat uns wie immer, trotz teilweise starker Rückenschmerzen, jeden Wunsch erfüllt und für den perfekten organisatorische Ablauf gesorgt. Die Zwischenmahlzeiten waren wie immer echt ein Genuss, an Wasser fehlte es uns nie auf den Zimmern und selbst der kurze Sight-Seeing-Trip war, neben den normalen Aufgaben, super organisiert. Abends geht Carola gerne mal mit Winni Koller unserem Arzt, wenn er gerade nicht von der Mannschaft benötigt wird (und das auf dieser Reise zum Glück seltenst der Fall), auf Erkundungstour.
Wenn sie sich nicht gerade nach einem geeigneten Rahmenprogramm für uns umschauen, munkelt man, dass sie so manche Tanzfläche unsicher machen. Kein Wunder, denn Winni hat ja quasi brasilianisches Blut in seinem Körper fließen, zu mindestens wohnt er die Hälfte des Jahres dort, neben seinem Wohnsitz im urigen München.
Die Zimmerpartner der beiden Sigi Biermann, unsere Frau für die Körperkoordination und unser Physio Johannes Fetzer, Jojo genannt, waren meistens im Hotel anzutreffen. Sigi hat sich abends auf unsere allmorgendliche Wake-up-Gymnastik vorbereitet und ein neues Programm für uns ausgearbeitet. Jojo hatte reichlich mit unseren geschundenen Körper zu tun und verschönte uns die Abende wie gewohnt mit guter Musik und DVDs. Seit unserer Reise und der Shopping-Tour in Shanghai sind es an die 40 DVDs mehr geworden.
Werner Mickler unser Psychologe, noch der Neuste in Team, lebt sich so nach und nach ein und ist bei dieser Reise eine ganzes Stück unseres Kuchens geworden. Leider kann er uns aus beruflichen Gründen in Japan nicht zur Seite stehen. Wir werden ihn allerdings vermissen beim Eckentraining, Bälle sammeln, Wasserflaschen reichen und all seinen eigentlichen mentalen Aufgaben und sicherlich nicht nur wir, sondern auch das Betreuerteam, das er gerade auf dieser Reise stark unterstütz hat.
Zu guter Letzt dürfen wir natürlich nicht Kluthi (Wolfgang Kluth, Co-Trainer) und Peter (Lemmen, Bundestrainer) das Herzstück unseres Teams vergessen, die sich auf dieser Reise wirklich die Nächte um die Ohren schlagen mussten, mit Videoanalysen oder auch Trainer-Spieler-Gesprächen. Aber es hat sich gelohnt, für alle.
Und wir möchten es noch einmal betonen: Wir sind wieder ein Stück mehr Team geworden, bei dem jedes Zahnrädchen ineinander läuft und der WM ein Schritt näher gekommen.
Tschüß bis zum nächsten Bericht von der Damen-Nationalmannschaft!
Gylla Rau und Denise Klecker


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