Vom Sonnenschein ins Regenloch, oder war es
nur der Monsunregen, der uns am Flughafen in Empfang genommen hat? Nicht nur
der erste Wettereindruck beunruhigte uns, sondern auch die nicht vorhandenen
Verkehrsregeln. Stopschilder, die niemand interessieren – „der Stärkere
gewinnt“ –, Bahnschranken, die per Hand zugezogen werden, aber auch das letzte
Schlupfloch wird noch ausgenutzt, um zwei Sekunden später im Superstau zu
stehen.
Da kann die Devise, um Herzinfarkte zu
vermeiden, nur lauten: Blick nach vorne!
Shanghais Hochhäuser konnten wir noch nicht
bewundern, da wir zu weit außerhalb wohnen, aber das Panoramabild am Platz
beweist, dass es hier toll sein muss und das Wetter gut sein kann. Es gab an
diesem Tag schon viele Überraschungen, was würde uns wohl beim offiziellen
Diner noch erwarten?
Die chinesische Gastfreundschaft war
überwältigend, ebenso die Menge der dargereichten Gerichte. Beginnend mit
sieben Vorspeisen, die nach anfänglichem Zögern, a la Flaschendrehen mit Hilfe
der gläsernen Drehscheibe zugeteilt wurden. Es fing das muntere Raten an,
Qualle oder Schweinefleisch, eingetauchtes Brot oder Schwämme mit Pilzen, Schlange, Nudeln oder Aal?
Während bei diesen Gerichten nur die Mutigen
zugegriffen haben (frei nach dem Motto: was ich nicht weiß, macht mich nicht
heiß), war auch für die übrigen bei den restlichen neun Hauptspeisen das
Richtige dabei. Muscheln, Krabben, Huhn oder Wachteln. "Nur" drei
verschiedene Nachspeisen, leider ohne gebackene Banane, rundeten das Essen ab.
Nach der Völlerei fielen bei den meisten
schon gegen 21.00 Uhr die Augen zu. Und morgen geht’s weiter.
Melanie Cremer, Birgit Beyer, Conny Reiter
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So wie wir den gestrigen Abend beendet haben,
ging es heute mit einem interessanten Frühstück weiter: angefangen mit
gesalzenen Erdnüssen, süßen Brötchen, Ingwerhäufchen in Kokos, gewälzt über
Reissuppe, bis hin zu Teigbällchen gefüllt mit Fleisch und Knoblauch. Völlig
überrascht waren die chinesischen Kellner vom Kaffeeverbrauch der Deutschen.
Als der Vorrat erschöpft war, musste einer loslaufen, um neuen Kaffee zu kaufen.
Ähnlich verblüfft waren sie über unsere
Eigenart, Milch in den Tee zu geben. Insgesamt werden die Chinesen von unserem
ganzen Verhalten sichtlich erheitert, denn nur schwer können sie sich so
manches Mal das Lachen verkneifen. Generell leiden wir hier unter
Zeitknappheit, so dass es sehr gelegen kam, dass Marli die
Eckenvideobesprechung mit einem kühnen Sprung Richtung Hauptstromschalter
ausknipste. Den Beamer extra wieder hoch zu fahren hätte zu viel Zeit
gekostet....
Eigentlich glaubt man, dass Dehnen ein
angenehmer und entspannender Ausklang nach einem anstrengenden Spiel ist, aber
nicht bei unserem Physio Sigi! Die Schmerzensschreie waren nicht zu überhören.
Dank Sigi und Jojo werden wir hoffentlich morgen in einen erfolgreicheren Tag
starten.
Luisa Walter, Fanny Rinne, Anneke Böhmert
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Durch Sigis mehr oder weniger sanftes Wecken
starteten wir in den Tag, gaben uns die Hände und sagten uns gegenüber und
überkreuz "Guten Morgen". Beim Frühstück blieben die heißersehnten
Dampfnudeln aus. Dafür erheiterte uns Carola mit einem auf dem Tisch
aufgeschlagenen rohen Ei, um uns danach aufzuklären, dass es sich nicht
um hartgekochte Eier handelt.
Nach dem Frühstück hetzten wir, schon fertig
umgezogen fürs Training, zur Videobesprechung. Dort sahen wir die ersten zehn
Minuten des ersten Spiels in unbearbeiteter Form, da die nächtlichen
Schneideversuche trotz intensiver Internet- und Telefonkonferenz mit
Deutschland fehlschlugen. Am Hockeyplatz angekommen, beeindruckten uns die
rasenden, einsatzbereiten Feuerwehrmänner, die ihre Schläuche neben dem Platz
ausrollten. Wir sagen nur: Wasser marsch!
Ein Schwerpunkt der folgenden
Trainingseinheit lag insbesondere bei den Ecken, in der Hoffnung, im heutigen
Spiel mehr als nur eine Ecke zu bekommen. Vom Training zum – wie gewohnt – sehr
guten Mittagessen, einziger Schönheitsfehler: Wurm mit Eiern in der
Erbsenschote, nicht wahr, Jolle?
Unser Fazit zum zweiten Spiel gegen die
"Korries" (laut Trainergespann) am Nachmittag: die schweren Beine
wurden nicht leichter und mehr als eine Ecke sprang auch dieses Mal nicht raus.
Eine Frage bleibt jedoch noch offen: was wollte Nadine eigentlich mit der
Wasserflasche statt des Hockeyschlägers auf dem Spielfeld?
In der abendlichen Mannschaftsbesprechung
wurde der "Erklärungsnotstand" seitens des Trainer- und Betreuerstabs
zum Thema gemacht. Besonders interessant waren Kluthis Ausführungen zum Sinn
und Zweck der Kladde. Bei Fragen bitte direkt an Kluthi wenden.
Badri
Latif, Marion Rodewald, Nina Kramer (special guest Heiki)
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Nachdem uns Peter am Vortag noch eindringlich
über das wichtige taktische Mittel des „Abräumens“ aufgeklärt hatte, setzten
Sonja und Katrin dieses gleich beim Mittagessen tatkräftig um, in dem sie – mit
einem versehentlichen Tritt gegen das durch wallende samtrote
Tischdecken verdeckte Klapptischbein – sämtliche Obstschalen zu Boden
beförderten....
Mit vollgeschlagenen Bäuchen (das Essen ist
hervorragend) machten wir uns auf den Weg nach Shanghai City. Wir landeten im
typischen Touri-Centrum von Shanghai am YuYuang Park, wo wir uns mit Souvenirs
eindecken konnten und auch gleich die neu eingetroffenen Touristen aus der
Hockeyszene begrüßen konnten.
Weiter ging’s mit dem Bus einmal auf die
andere Seite des Flusses Huangpu Jiang und hoch auf den Jin Mao Tower. Dazu
schlichen wir uns quasi unbemerkt mit der gesammelten Truppe an der Rezeption
des Grand Hyatts vorbei - Werner mit seiner Hand einer Gruppe von Chinesen
hinterher winkend mit den Worten: "Ich gehöre auch zu denen!" - um
einen Blick auf das diesige Shanghai aus dem 54. von insgesamt 88 Stockwerken
zu erhaschen.
Um letztendlich wieder auf die andere Seite
zu kommen, machten wir im Space-Tunnel (dank seiner Spezialeffekte auch
LSD-Tunnel genannt) einen 600 Meter langen Ausflug in die eigene Welt der
Sinne. Ein beeindruckender Ausblick über das Wasser auf Boomtown - die
legendäre Skyline von Shangai - sollte einer der letzten Stops sein, bevor es
durch die kilometerlange Fußgängerzone (Las Vegas lässt grüßen) in Richtung
Snack Paradise ging, einer Essmeile mit chinesichen Spezialitäten, an der man
im wahrsten Sinne des Wortes, „die Qual der Wahl“ hatte. Entgegen aller
Vorurteile (Hunde oder Katze?!) war es wieder für jeden eine Gaumenfreude.
Wieder an der frischen Luft, retteten wir uns
gerade noch vor dem Platzregen in den Bus und kamen völlig erschlagen im Hotel
an - beeindruckt von der riesigen Stadt
und ihrer gigantischen Architektur.
Annika Küfer, Julia Boie, Silke Müller
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Ein
ganz normaler Wettkampftag?
Nachdem
wir uns bereits gestern Abend auf das heutige WM-Finale vorbereitet hatten,
gingen wir heute die Sache strikt nach Plan an. Wir begannen um 7:30 Uhr mit
der allmorgendlichen Wake-up Gymnastik und ließen dabei die ersten
Schweißperlen des Tages unseren Körper entlang rinnen.
Das
Frühstück bietet für jeden etwas und auch nun an den letzten Tagen wagen sich
einige Nachzügler an Speisen, die von mutigen Vorkostern für gut geheißen
wurden. Nachdem Katrin es tags zuvor geschafft hatte, dem Büffettisch ein Bein
zu stellen, wurden Vorsichtsmassnahmen getroffen. Die von uns allseits so
beliebte Stolperfalle "Tischsaumborde" hatte in nächtlicher Tätigkeit
irgendein fleißiges chinesisches Schneiderlein auf eine
ungefährliche Länge gekürzt.
Anschließend
trafen wir uns in der Coachsuite zum Teamtalking, zu einer vom Trainer
vorbereiteten Präsentation in alarmierenden Deutschlandfarben...
...und
wer zu spät , den straft der Trainer – „stimmt's Kluthi“?
Die
drei Schlagsätze rammten sich in unsere Köpfe: „Wir holen ab. Wir greifen ab.
Wir ziehen breit auf. Wir ziehen tief auf“; und das waren sehr gute
Voraussetzungen um die Chinesinnen endlich einmal abzuziehen. Eigentlich war
die Zeit reif und das bisschen MEHR an Disziplin und Ordnung tat uns sichtlich
gut.
Resümee
des Tages: Der Mannschaftsgeist ist bereits derart gewachsen, dass schon
Trainer mit Spielerinnen die PUMA-Schuhe tauschen.....
.....und das ist gut so!
Nadine Ernsting-Krienke, Heike Lätzsch, Katrin Eidinger
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Der Abreisetag
Der letzte Tag eines Lehrganges hat für gewöhnlich schon eine gewisse
Heimweh-Stimmung, vor allem, wenn er nur aus der Heimreise besteht. Schon
morgens am Frühstückstisch wurde über die heimischen Leckereien philosophiert,
wie gute italienische Nudeln zum Abendessen, frisches Vollkornbrot zum
Frühstück, ein gutes Müsli etc. Unserer Phantasie ist dabei keine Grenzen
gesetzt.
Pünktlich waren die Zimmer geräumt, und alle standen startklar in der
Eingangshalle des Hotels, nur der Bus hatte etwas Verspätung. 20 Striche hätte
er eigentlich für das Zuspätkommen in unsere Mannschaftskasse zahlen müssen,
aber leider zählt er ja nicht zum Team.
Marlie (Marion Rodewald) sammelte in ihrer Funktion als Kassenwartin in
der Zwischenzeit fleißig die angesammelten Striche jedes Mannschaftsmitgliedes
ein. Denise durfte endlich ihr „number cruncher“-T-Shirt an Loulou (Louisa
Walter) abtreten, denn auf dieser Maßnahme war sie am Ende die, die „bankrupt“
war, dank der meisten erworbenen Striche.
Mit etwas Verspätung, aber noch „full in time“ kamen wir – nach unserer
letzten aufregenden Busfahrt in China – am Flughafen an und konnten endlich
einchecken, die letzen Mitbringsel kaufen und so die restlichen Geldmünzen los
werden.
Fast pünktlich hoben wir ab und machten uns auf den über elfstündigen
Rückflug nach Paris. Die Zeit des Fluges wurde genutzt, um zu plaudern, sich
Geschichten zu erzählen und organisatorische Dinge zu regeln. Manch einer
schlief noch ein bisschen, um sich die Zeit zu verkürzen, schaute einen der
angebotenen Filme oder begab sich in die Welt der Spiele, wenn er sich nicht
gerade in ein spannendes Buch vertieft hatte oder lernen musste.
Mit Essen und Getränken wurden wir bestens versorgt und so eine
Bordküche kann auch ganz leicht zu einem SB-Restaurant werden, in dem neue
Stewardessen arbeiten, die dann Namen haben wie Frau Latif, Frau von Livonius,
Frau Böhmert usw. Viola Klein unsere echte Stewardess im Team hätte ihren Job
kaum besser erledigen können, wenn sie bei der China-Reise dabei gewesen wäre.
Gegen 17 Uhr waren wir dann endlich in Paris und damit der Heimat ganz
nah, das war auch an unserer Stimmung zu merken. Es konnte uns kaum schnell
genug gehen, zu unserem Anschlussflug zu kommen. Wurde heute morgen in Shanghai
noch von „Heimbeamen“ gesprochen, so zählte jetzt jeder nur noch die Minuten,
um an seinem Heimatflughafen zu landen.
Endlich zu Hause angekommen, hat sich ein jeder erst einmal auf seine
eigenen vier Wände gefreut und eine erste deutsche Mahlzeit, obwohl das
chinesische Essen für jeden Geschmack etwas zu bieten hatte und echt lecker
war. Die Wäsche wurde ausgepackt, an der noch das schwüle Klima zu fühlen war
und die Mitbringsel erinnerten noch intensiv an die letzten acht Tage.
Glücklich wird ein jeder von uns wohl eingeschlafen sein, in den Armen
seiner Lebenspartner oder gut geborgen von seinem eigenem Bett, seiner eigenen
Bettdecke. Ein gutes Gefühl wieder zu Hause zu sein und vielleicht hat ja manch
einer noch in seinen Träumen an Shanghai zurückgedacht und daran was wir alles
erlebt haben.
Bald geht es ja wieder auf Tour mit dem Team und dann nach Japan. Wir
freuen uns schon heute auf die spannenden und lustigen Abenteuer, die wir neben
den Hockeyspielen erleben werden und darauf, in unserem Reisetagebuch Ihnen
davon berichten zu können.
Ganz fertig ist unser Bericht an dieser Stelle allerdings nicht, wir
wollen eines nicht vergessen und das ist, davon zu schreiben, dass wir trotz
der nicht positiven Spielergebnisse einen Schritt mehr in Richtung WM gemacht
haben. Unser Team ist ein Schritt mehr zusammen gerückt und vor allem das
Betreuerteam hat gezeigt, dass es genauso intensiv an dem Ziel arbeitet wie
wir.
Carola Meyer unsere Managerin hat uns wie immer, trotz teilweise starker
Rückenschmerzen, jeden Wunsch erfüllt und für den perfekten organisatorische
Ablauf gesorgt. Die Zwischenmahlzeiten waren wie immer echt ein Genuss, an
Wasser fehlte es uns nie auf den Zimmern und selbst der kurze Sight-Seeing-Trip
war, neben den normalen Aufgaben, super organisiert. Abends geht Carola gerne
mal mit Winni Koller unserem Arzt, wenn er gerade nicht von der Mannschaft
benötigt wird (und das auf dieser Reise zum Glück seltenst der Fall), auf
Erkundungstour.
Wenn sie sich nicht gerade nach einem geeigneten Rahmenprogramm für uns
umschauen, munkelt man, dass sie so manche Tanzfläche unsicher machen. Kein
Wunder, denn Winni hat ja quasi brasilianisches Blut in seinem Körper fließen,
zu mindestens wohnt er die Hälfte des Jahres dort, neben seinem Wohnsitz im
urigen München.
Die Zimmerpartner der beiden Sigi Biermann, unsere Frau für die
Körperkoordination und unser Physio Johannes Fetzer, Jojo genannt, waren
meistens im Hotel anzutreffen. Sigi hat sich abends auf unsere allmorgendliche
Wake-up-Gymnastik vorbereitet und ein neues Programm für uns ausgearbeitet.
Jojo hatte reichlich mit unseren geschundenen Körper zu tun und verschönte uns
die Abende wie gewohnt mit guter Musik und DVDs. Seit unserer Reise und der
Shopping-Tour in Shanghai sind es an die 40 DVDs mehr geworden.
Werner Mickler unser Psychologe, noch der Neuste in Team, lebt sich so
nach und nach ein und ist bei dieser Reise eine ganzes Stück unseres Kuchens
geworden. Leider kann er uns aus beruflichen Gründen in Japan nicht zur Seite
stehen. Wir werden ihn allerdings vermissen beim Eckentraining, Bälle sammeln,
Wasserflaschen reichen und all seinen eigentlichen mentalen Aufgaben und
sicherlich nicht nur wir, sondern auch das Betreuerteam, das er gerade auf
dieser Reise stark unterstütz hat.
Zu guter Letzt dürfen wir natürlich nicht Kluthi (Wolfgang Kluth,
Co-Trainer) und Peter (Lemmen, Bundestrainer) das Herzstück unseres Teams
vergessen, die sich auf dieser Reise wirklich die Nächte um die Ohren schlagen
mussten, mit Videoanalysen oder auch Trainer-Spieler-Gesprächen. Aber es hat
sich gelohnt, für alle.
Und wir möchten es noch einmal betonen: Wir sind wieder ein Stück mehr
Team geworden, bei dem jedes Zahnrädchen ineinander läuft und der WM ein
Schritt näher gekommen.
Tschüß bis zum nächsten Bericht von der Damen-Nationalmannschaft!
Gylla Rau und Denise Klecker
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