DHZ Nr. 20 vom 13.6.2002 (Text: Uli Meyer)
Ohne Britta Becker zur WM
Britta Becker wird dem deutschen Damen-Nationalteam bei der Weltmeisterschaft 2002 nicht zur Verfügung stehen.
Die 224-fache Nationalspielerin teilte ihren Entschluss Anfang der Woche Bundestrainer Peter Lemmen mit. „Ich habe mich schweren Herzens für die Familie entschieden“, sagte Britta Becker am Montag gegenüber der DHZ und beteuerte zugleich, dass dies „eine Entscheidung für meine Kinder, aber nicht gegen Hockey gewesen“ sei.
Die Mutter von Emily (geboren Januar 1999) und Nik David (Oktober 2001) hat sich lange überlegt, ob sie nach Babypause wieder in die A-Nationalmannschaft zurückkehren und in die Vorbereitungsphase zu der im November stattfindenden WM einsteigen soll. „Ich hatte das Thema noch nicht abgehakt, der internationale Vergleich reizt mich nach wie vor“, bekannte die 29-Jährige.
1989 und mit 16 Jahren begann die rasante Karriere von Britta Becker im deutschen Damenteam. Jeweils drei Olympia- und WM-Teilnahmen zählten zu den Höhepunkten ihrer Laufbahn, in der sich „BB“ zur mit Abstand bekanntesten deutschen Hockeyspielerin entwickelte. Auch ohne großen Titel (sieht man von den gewonnenen Hallen-Europameisterschaften 1990, 93 und 98 ab) gehörte Becker mit ihren technischen Raffinessen sowie Spielmacher- und Torjagerqualitäten (110 Treffer) über Jahre hinweg zu den Topstars der internationalen Hockeybühne. Zusätzliche Bekanntheit erlangte sie in Deutschland durch ihre Heirat (1996) mit dem TV-Moderator Johannes B. Kerner.
„Als Bundestrainer bedauere ich Brittas Entschluss sehr, als Mensch, der ebenfalls Kinder hat, kann ich das aber hundertprozentig nachvollziehen“, äußerte sich Peter Lemmen, der Becker allerdings auch keine Sonderbehandlung bei den bevorstehenden Etappen der mehrwöchigen WM-Vorbereitung einräumen wollte: „Das stand nicht zur Debatte und hätte Britta auch gar nicht gewollt.“
Ganz kampflos ließ der Bundestrainer die routinierte Mittelfeldspielerin indes nicht ziehen. „Peter hat mich in unseren Gesprächen schon in die Pflicht genommen“, so Becker, die ihre Verantwortung gegenüber dem deutschen Damenhockey und der im Umbruch befindlichen Nationalmannschaft erkennt: „Dem kann ich mich nicht auch nicht so leicht entziehen.“ Allerdings wollte sich Britta Becker einer ähnlichen Prozedur wie 1999, als sie schon acht Wochen nach Geburt ihres ersten Kindes wieder Europacup spielte, kein zweites Mal unterziehen. Sydney 2000 war der vorläufige Schlusspunkt ihrer langen Laufbahn im DHB-Trikot.
Das Wort Rücktritt vermeidet sie ebenso wie der Bundestrainer. „Nach der WM steht eine neue Entscheidung an“, sagt Peter Lemmen, wohlwissend, dass „je größer die Pause ist, es umso schwerer wird, international wieder einzusteigen.“ Britta Becker will sich die Möglichkeit des Wiedereinstieges „theoretisch offenhalten“, eventuell schon zur Hallen-WM im Februar 2003 hält Lemmen einen Einsatz der Hallenhockey-Liebhaberin Becker für möglich.
Dass Britta Becker („ich trainiere fast immer noch täglich“) in der aktuellen Form auch für das deutsche Feldteam eine Verstärkung wäre, wurde dem Bundestrainer erst jüngst wieder vor Augen geführt. Bei der Bundesligabeobachtung vor einer Woche fiel ihm die Mittelfeldspielerin des Großflottbeker THGC durch „großes Laufpensum, mannschaftsdienliches Spiel und enormen Kampfgeist sehr positiv auf“ (siehe auch „Anspiel“).
Uli Meyer
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Die Bilder zeigen Britta Becker bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000 und bei der Champions-Trophy in Amstelveen 2000
(Alle Fotos: D.Reinhardt)
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