Nationalteams

Mülders: "Arbeit, die von außen zu wenig wertgeschätzt wird!"

DHB-Damen stellen die gute Kooperation mit den Olympiastützpunkten heraus

 

Pamela Wittfoth (OSP-Laufbahnberaterin), Norbert Sibom (OSP Trainingswissenschaftler) mit Yvonne Frank, Charlotte Stapenhorst, Franzisca Hauke, Janne Müller-Wieland, Luisa Steindor, Lisa Altenburg und Jamilon Mülders.

19.08.2015 - Ein ganz wichtiger Faktor für die Nationalmannschaften des DHB ist die Zusammenarbeit mit den deutschen Olympiastützpunkten. Bei einem Pressetermin im OSP Hamburg/Schleswig-Holstein veranschaulichten die Damen von Bundestrainer Jamilon Mülders für die Medien eindrucksvoll, welchen Stellenwert diese Kooperation hat.

Für Yvonne Frank ging es um ihre Zukunft als Hockeyspielerin, um die Teilnahme an der EM Ende August in London und den Olympischen Spielen in Rio 2016. Eine Hüftverletzung Ende des vergangenen Jahres zwang die DHB-Nationaltorhüterin nicht nur zu einer Pause. "Ich musste eine Entscheidung treffen. Und mit Blick auf den weiteren Leistungssport war Norbert die einzige Chance, die ich noch hatte. Ich habe mich mit ihm getroffen, und dann wurde ausführlich besprochen, wie das Regenerations- und Fitnessprogramm aussieht.“

Dieser Norbert, von dem Yvonne Frank spricht, ist Norbert Sibum, Trainingswissenschaftler am Olympiastützpunkt Hamburg, und einer jener, über die sonst wenig gesprochen wird, wenn es um die Erfolge der DHB-Mädels geht. Denn dass fast alle im Winter angeschlagenen Nationalspielerinnen zum World League-Turnier im Juni wieder fit waren, hatte viel mit der Arbeit Sibums zu tun. Denn allein in Hamburg gab es mit Lisa Altenburg, Charlotte Stapenhorst und Katharina Otte noch weitere Leistungsträger, die angeschlagen waren.

„Natürlich versucht man zu schauen, ob es Synergieeffekte gibt. Denn jede Spielerin hat ja ihr eigenes Verletzungsbild“, sagt Sibum, der auch Moritz Fürste nach dessen Kreuzbandanriss Ende 2011 binnen vier Monaten wieder fit bekam, so dass dieser beim Olympiasieg 2012 in London dabei sein konnte. Dass in der jüngeren Vergangenheit auch Profi-Handballer vom HSV Hamburg oder Fußballer vom HSV im OSP waren, wertete Sibum als interessante Erfahrung für beide Seiten, betonte aber: „Es war für die Profis spannend zu sehen, wie in anderen Sportarten trainiert wird und was die Sportler in der Lage sind zu leisten.“

Bundestrainer Mülders kann auf den Verlauf der Reha indes nur wenig Einfluss nehmen. „Ich bin da das kleinste Licht. In dem Moment, wo sich eine Spielerin verletzt, bin ich de facto raus.“ Dafür weiß er, dass die Spielerinnen an den OSPs in guten Händen sind. „Diese Arbeit wird von außen viel zu wenig wertgeschätzt.“

 

Unterstützung beim Aufbau des "zweiten Standbeins"

Aber nicht nur die Arbeit an der körperlichen Verfassung wird von den Olympiastützpunkten beeinflusst. Das zeigt ein Blick auf Team-Youngster Charlotte Stapenhorst. Bundesliga, Hallen-WM, World League, Vorbereitung auf die EM in London Ende August. "Stapy" vom UHC Hamburg ist in Sachen Hockey viel unterwegs – und muss ihre sportlichen Ambitionen dann auch noch mit ihrem im Herbst begonnenen Architekturstudium an der Hamburger HafenCity Universität koordinieren.

Denn der Nationalspielerin ist klar: Selbst ein Olympiasieg reicht im Hockey nicht, um sich während der Zeit als Leistungssportlerin ein finanzielles Polster für die Zukunft schaffen zu können. Vielmehr muss sich Charlotte Stapenhorst wie auch viele andere Spielerinnen damit auseinandersetzen, wie sie trotz ihres Studiums zum Beispiel Zeit fürs Training, für Bundesligaspiele, Lehrgänge mit der Nationalmannschaft und die internationalen Turniere findet.

Um derartige Probleme zu lösen, können sich die Hockeyspielerinnen am Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein an Laufbahnberaterin Pamela Wittfoth wenden. „Ich versuche, die Sportler dabei zu unterstützen, dass sie sich ein zweites Standbein aufbauen können. Denn das ist unheimlich wichtig, wenn die Karriere von heute auf morgen beendet sein sollte.“ Wittfoth begleitete Stapenhorst dafür schon bei der Studienplatzwahl, fuhr mit ihr das erste Mal in die Uni.

Mal seien es dabei die Spielerinnen selbst, die sie ansprechen würden, „mal aber sind es auch Clubtrainer, die sich bei mir melden, weil sie wissen wollen, was für neue Spielerinnen in Hamburg möglich ist“, sagt Pamela Wittfoth. Unter anderem nimmt die OSP-Mitarbeiterin auch Kontakt zum Prüfungsamt auf und macht möglich, dass auch schon mal während der Lehrgänge im Ausland Prüfungen abgelegt werden können. „Ich versuche auch, die Leute an der Hochschule zu sensibilisieren, was der Aufwand im Hockey bedeutet.“

Wie schwierig das sein kann, hat Charlotte Stapenhorst auch schon selbst erfahren. „Manche Professoren haben Verständnis, anderen wieder ist es egal.“ Daher sei die Arbeit von Pamela Wittfoth in der Vergangenheit „total wichtig“, betont die Stürmerin. „Ohne sie wäre ich nie an die entscheidenden Leute herangekommen, und es macht schon einen Unterschied, wenn auf einem Briefkopf Olympiastützpunkt steht oder ob ich als Privatperson schreibe.“

 
29. März 2024
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